Menschen mit Locken sind nicht immer zufrieden mit ihrer manchmal widerspenstigen Haarpracht, doch aus gesundheitlicher Sicht scheint lockiges Haar einen gewissen Vorteil zu haben.
Zu diesem Ergebnis kommt eine US-amerikanische Studie, in der die genetische Veranlagung für lockiges Haar näher unter die Lupe genommen wurde.
Ursache für die Bildung von Locken ist eine spezielle Genvariante, die bestimmt, wie hoch der Anteil einer gewissen Hornsubstanz im Haar ist. Die Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass die Evolution sich hinter diesem Effekt einen ganz besonderen Nutzen versprochen hat. Offensichtlich nämlich lag der ursprüngliche Zweck der Lockenpracht darin, der empfindlichen Kopfhaut einen natürlichen Schutzmantel vor der Sonneneinstrahlung zu bieten, und dieses wiederum sollte eine bessere Entwicklung des Gehirns fördern.
Unser Gehirn ist sehr hitzeempfindlich. Es ist bekannt, dass sich unsere evolutionäre Entwicklung vor allem in afrikanischen Regionen nahe des Äquators ereignete, dort, wo die Sonneneinstrahlung sehr intensiv ist. Hinzu kommt, dass die meisten Afrikaner krauses, lockiges Haar haben, womöglich als Schutz vor der Sonne. In einem Modellversuch konnten die Wissenschaftler jetzt den Zusammenhang zwischen diesem evolutionären Phänomen belegen.
Sie zeigten auf, dass der Kühleffekt von lockigem Haar größer ist als bei glattem Haar. Auch der Wasserhaushalt infolge nassen Wettereinflusses oder eigens produzierten Schweißes funktioniert bei einer stark gewellten Haarpracht demnach besser. In der heutigen Zeit könnte man ebenso einen praktischen Nutzen aus diesem Ergebnis ziehen, indem man gegebenenfalls seine Frisurauswahl nicht nur nach ästhetischen Gründen vornimmt, sondern bei intensiver sonnenreicher Hitze das Haar eher auf dem Kopf locker hochsteckt oder sich beispielsweise nicht unbedingt für einen Kahlschnitt entscheidet.
Lasisi, T. et al.
Human scalp hair as a thermoregulatory adaptation, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.
PNAS
6/2023